Er ist 103 Jahre alt und die Töne sitzen immer noch: Willi Kepper aus Homberg bereichert auch im hohen Alter den Shantychor Homberg-Borken mit seinem Gesang.
„Ach, ich habe ein bisschen zu tief angefangen“, sagt Willi Kepper, als er die ersten Strophen eines Liedes mit glockenklarer Stimme singt. Einem ungeübten Zuhörer wäre das gar nicht aufgefallen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass der Sänger des Stücks schon sehr alt, aber trotzdem noch aktiver Sänger ist: Willi Kepper aus Homberg singt mit 103 Jahren noch im Shantychor Homberg-Borken mit – und ist damit das älteste Mitglied des Vereins.
Die Musik spielt im Leben des Hombergers seit Kindheitstagen eine große Rolle. Schon in der Schule habe er vorsingen müssen, habe Geige, Keyboard, Flöte gespielt. Später dann als Soldat habe er die Truppe bei Laune halten müssen, erinnert sich Willi Kepper. „Es hieß immer: Kepper, sing ein Lied. Und das habe ich dann gemacht.“ Dem Shantychor Homberg gehört er seit 1974 an, war Gründungsmitglied des Chores, der sich Anfang der 2000er-Jahre mit der Marinekameradschaft Borken zum Shantychor Homberg-Borken zusammenschloss. 2006 übernahm Willi Kepper sogar im Alter von 85 Jahren die Leitung des Chors – weil sein Vorgänger Heinz Sauerwein aus Altersgründen aufhörte. Kepper war damals jedoch noch drei Jahre älter als Sauerwein.
Umzug macht Gesang im Chor wieder möglich
Unter seiner Leitung nahm der Chor an Shanty-Live-Konzerten teil, sang auf der Landesgartenschau in Bad Wildungen. Als er die Leitung schließlich abgab, blieb er dem Chor so lange als Sänger erhalten, bis er aus Altergründen dann doch pausieren musste. Seit ein paar Wochen aber hat Willi Kepper seinen Altersruhesitz in die Seniorenresidenz Papillon verlegt. An den Ort, an dem der Shantychor alle drei Wochen seine Chorproben abhält. „Jetzt kann er wieder mitsingen“, sagt Helmut Paulduro, erster Vorsitzender des Vereins. Die Wege nach Borken und Dillich aber sind für den 103-Jährigen zu weit. Umso mehr freuen sich Paulduro und Kepper darüber, dass er nun wieder die Proben in Homberg bereichern kann.
Kepper blickt auf seine besten Momente zurück
Inmitten seiner Chorkollegen singt der Homberger, der 1921 in Fritzlar geboren wurde und später nach Homberg kam, um dort den heutigen Metallbaubetrieb Schönhut am Stellbergsweg zu gründen, bekannte Lieder textsicher mit. Was einmal gelernt sei, sei eben gelernt. „Ich singe einfach gerne, deshalb bin ich wieder dabei“, erzählt er und erinnert sich noch heute an Momente, die er mit dem Shantychor in Verbindung bringt: an das Shanty-Live-Konzert in Borken, bei dem 2003 nur noch elf Sänger auf der Bühne standen und als Abschlusskonzert geplant war. Die Männer wollten aufgeben, ehe der Zusammenschluss mit der Marinekameradschaft Borken den Verein rettete. Willi Kepper erinnert sich an sein Solo, das er in der Stiftsruine in Bad Hersfeld sang und an einen Auftritt im Theater in Kassel.
Und auch mit der Mundharmonika trifft er noch heute jeden Ton. „Singen und musizieren macht mir einfach großen Spaß“, sagt Willi Kepper. Deshalb will er so lange mit seinen Chorkameraden singen, wie es seine Gesundheit und sein Alter zu lassen. (HNA, Chantal Müller)